Im Glanz der Rose von Sitamun (Weil ich ohne dich nicht leben kann) ================================================================================ Kapitel 13: Am ersten Abend des zweiten Vollmondes -------------------------------------------------- Seine Augen sind vor Überraschung geweitet und einen Augenblick später sind seine Augen nicht mehr von einem dunklen Grün, wie sie es meistens sind, sondern von einem außerordentlichen Rot. Sie mustern mich noch genauer als zuvor seine normalen Augen und ich fühle mich wieder so, als würde er mich mit seinen Augen ausziehen. Ich weiß, so kann er durch das Jutsu, das ich heute Nachmittag anwendete, hindurch sehen. So wie damals, vor sieben Monaten … Seufzend hebe ich das Nin-Jutsu auf, die braunen Haare mitsamt den braunen Augen verschwinden, der rundliche Bauch jedoch bleibt. Ich warte noch eine kurze Weile, in der ich gehofft hatte, sein starrender Blick würde verschwinden und er würde mich wieder mit normalen Augen ansehen, nun, da ich selbst die Kunst aufgehoben hatte, von der ich mir sicher bin, dass er sie sofort durchschaut hat, als er sein Sharingan aktivierte, und wieder als die vor ihm stehe, die ich bin. Ich wende mich von ihm ab und meinem Essen wieder zu. Als wäre nichts gewesen greife ich wieder zu meinem Messer und schneide die Tomate weiter, auf die Gott sei Dank kein Blut getropft war. Ich summe wieder. „Du bist … schwanger?“ „Offensichtlich.“ „Und es ist meine Schuld?“ „Das habe ich gerade gesagt.“ „Das Kind ist von mir?“ „Das heißt es, ja.“ Ich grinse und es ist gut, dass er es nicht sehen kann. Denn durch mich sehen kann er mit seinem Sharingan nicht. Ich höre, wie er sich setzt, einfach nur stumm dasitzt und nichts tut. Doch dann, wenige Minuten später, steht er wieder auf und seine Schritte sind durchs ganze Haus zu hören. Nicht einmal darauf achtend, leise zu sein, geht er in jedes Zimmer, schiebt die Türen laut auf und in derselben Lautstärke wieder zu. Ich versuche an der zu- und abnehmenden Lautstärke zu erkennen, wo genau er sich in dem Haus aufhält, aber mir bleibt nichts anderes als einzusehen, dass ich das nicht kann. Ich bin den größten Teil der Zeit alleine in diesem Haus; ich habe keinen Vergleich. Aber solange ich ihn noch höre, mache ich mir keine Sorgen um ihn. Trotzdem … was er hier wohl will? Er hatte dieses Haus ja immerhin schon vor dem Zeitpunkt verlassen, an dem er unser Dorf verließ. Verständlich. An seiner Stelle wäre ich vermutlich auch nicht hier geblieben. Aber es ist ja auch nicht mein Bruder gewesen, der meine Familie umbrachte. Ich finde dieses Haus sehr wohnlich, ja, ich finde es wirklich schön hier zu leben. „Sasuke?“ Ich rufe etwas lauter, hatte ich als letztes doch nur seine Schritte gehört. Er antwortet nicht. „Hattest du ein schönes Leben, bevor Itachi diesen Mist baute?“ „Wie kommst du darauf?“ Ich erschrecke, als seine Stimme plötzlich so nah hinter mir ist, an meinem Ohr. Ich spüre seinen Atem auf meiner Wange und jetzt auch seine Brust an meinem Rücken … warum habe ich ihn nicht vorher gehört? Warum … „Ich habe Augen im Kopf, weißt du. Dieses Haus … all die Fotos von dir und deiner Familie, vor allen Dingen die zusammen mit deinem Bruder … es sieht alles so harmonisch aus …“ Er legt seine Arme um meine Brust und für einen Augenblick lehne ich mich nach hinten und genieße seine Nähe, lächele. „Das war es auch … teilweise …“ Er flüstert, bettet seinen Kopf auf meine Schulter und ich sehe zu ihm hinunter, sehe, wie er ebenfalls lächelt, wie sein Blick sich irgendwo in den Bäumen, die er durchs Fenster erspähen kann, verliert. Der Ausdruck in seinen Augen, die von einem solch dunklen, bezauberndem Grün sind, dass sie eher schwärzlich wirken, ist melancholisch; er erinnert mich daran, wie Naruto mich an jenem Abend anschaute, als er mir den Vorschlag machte, hier mit ihm einzuziehen. Er sieht ganz genauso aus. Tränen, die ich nicht zurückhalten kann, füllen meine Augen und fließen über meine Wangen. Als Sasuke die Feuchtigkeit an seinen Wangen fühlt, blickt er auf. Ich drehe mich um, drücke mich an ihn, will einfach nur, dass er mich hält. „Sakura …“ Er murmelt meinen Namen, mehrmals, wie Naruto, und je mehr Sasuke mich an ihn erinnert, desto mehr Tränen scheinen sich ihren Weg nach draußen zu bahnen. Ich weiß, dass ich ihn geradezu damit überfalle, hat er doch keine Ahnung, wie eine Schwangere sich verhält, doch ich kann nicht anders, kann meine Tränen nicht aufhalten. „Nichts besonderes. Es ist einfach nur … schwangere Frauen sind halt so, davon hast du doch garantiert schon mal gehört, oder?“, frage ich ihn lachend, während wir zusammen am Tisch sitzen und ich den Salat esse, den ich mir gerade gemacht habe. Sasuke hatte mein Angebot, mit mir zu essen, abgelehnt. Ich habe eine Vermutung, warum, aber ich behalte sie für mich. Er schweigt einfach nur weiterhin, sagt nichts und sieht dabei doch so aus, als würde diese Stille für ihn alles sagen. Mir entgeht nicht, wie sich sein Blick heimlich zu mir stiehlt, auf meinem runden Bauch hängen bleibt und sich dann wieder abwendet. Ich seufze. „Nein, ich habe keinem einzigen erzählt, dass du der Vater bist. Darum musst du dir keine Sorgen machen.“ „Wollte es denn keiner wissen?“ „Natürlich wollen alle es wissen, aber wenn es nach ihnen geht, weiß ich es selber nicht einmal … was zu viel Sake alles anrichten kann …“ Nachdenklich und theatralisch schüttele ich den Kopf, stochere in meinem Salat rum. Ich lächele glücklich, als Sasuke sich ein Salatblatt von meinem Teller nimmt und es sich in den Mund schiebt. „Weißt du“, fahre ich fort, „Es wäre Selbstmord für mich gewesen, hätte ich es gesagt. Ich hätte Naruto niemals wieder in die Augen blicken können und genau das wollte ich verhindern. Außerdem hätte er dann nicht mehr nach dir gesucht, weil er dich finden, sondern weil er dich töten will, weil du mich geschwängert hast.“ Er sieht mich an. „Klingt, als wäre ich allein der Schuldtragende.“ „Bist du ja auch – was musstest du mich auch verführen?“ Mein Lächeln verrät, dass ich es nicht so ernst meine, wie ich es sage. Ich bereue nichts von dem, was ich in jener Nacht mit ihm tat. Keine Sekunde. Er erwidert es. „Warum bist du hier?“ „Der Wind flüsterte mir deinen Namen zu.“ „Es ist schon seltsam, dass Naruto fast dieselben Worte gebrauchte, um dein Kommen zu beschreiben … und zwar zu einem Zeitpunkt wie diesem …“ „Naruto ist nicht hier.“ „Nein, noch nicht, aber auch er meinte, dass es der Wind sei, der dich herbringen würde.“ Dass nicht er es sagte, sondern irgendjemand anders, muss Sasuke nicht wissen. Mir geht es nur um die Botschaft, die sich dahinter verbirgt. „Hast du jemals vor, ihnen zu sagen, von wem dein Kind ist?“, fragt er weiter, unbeirrt dessen, was ich sagte. „Wenn du es nicht tust, wird es das Kind sein, das sich durch sein Sharingan verrät, wenn es alt genug ist“, antworte ich und schnappe mir mit meiner Gabel das Salatblatt weg, nach dem er gerade greifen wollte. Siegesgewiss grinse ich ihn an. „Warum bist du wirklich hier, Sasuke?“ „Itachi und ich werden hier unser letztes Gefecht austragen. In diesem Haus. Aber es scheint, als wüsste er nichts davon, dass ihr beide hier wohnt. Seid am ersten Abend des zweiten Vollmondes, den heutigen nicht mitgezählt, irgendwo außer Haus. Ihr habt bei diesem Kampf nicht dabei zu sein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)